Die einzigartige Infrastruktur Bochums auf dem Gebiet der Elektromobilität verspreche für die Zukunft eine positive Entscheidung der Eigentümer, so Martin Rockel von ruhrmobil-E. Es gäbe bereits eine Strom-Tankstelle in Bochum und das Netz soll weiter ausgebaut werden. Klingt alles schön und gut: Eine saubere Stadt und der Erhalt der gefährdeten Stellen in den Opelwerken von Bochum. Aber warum erkennt man erst jetzt die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale des Elektroautos? Denn neu ist die Idee wahrlich nicht. Um 1900 hatten 38 Prozent aller Autos in den USA einen Elektroantrieb. Knappe 100 Jahre später, im Jahr 1998 wurde der bisherige Opel-Mutterkonzern GM von einem kalifornischen Gesetzt dazu gedrängt das Modell EV1 zu produzieren, welches sich auch hoher Beliebtheit erfreute. Das Gesetz forderte, dass bis 1998 zwei Prozent der Autos auf den kalifornischen Straßen elektrisch betrieben werden müssten. Leider wurde es 2003 durch Interventionen von den Autokonzernen und der Öllobby wieder gekippt und die Modelle von GM wurden wieder eingesammelt und verschrottet.
Who killed the electric car?
Klar ist, dass die Ölmultis entscheidend auf die Entwicklung und Vermarktung der Elektroautos eingewirkt haben. Niemanden außer UmweltschützerInnen und den wenigen VerbraucherInnen der umweltfreundlichen Karossen, schien das groß zu stören. Schon seit Jahrzehnten ist es möglich, Autos mit elektronischem Antrieb zu bauen, auch serienmäßig. Es entsteht der Eindruck, dass erst im Zuge der globalen Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Gewinneinbrüche in der Automobilindustrie die Liebe zum batteriebetriebenen Automobil wieder erstarkt ist. Langsam wird es eng, denn fossile Brennstoffe, wie Öl und Kohle sind bekanntlich nicht unendlich. Die Atomkraft, so billig sie auch sein mag, sollte aufgrund der Lagerungsproblematik und der Strahlungsrisiken nicht länger als einfache Lösung für den Klimaschutz gelten.
Elektro ist hip
Da sich immer mehr VerbraucherInnen für schadstofffreies Autofahren und günstigere Möglichkeiten das eigene Auto zu betanken interessieren, gerät auch die Politik in Zugzwang. Die Öllobby kann nicht weiterhin das ausschlaggebende Organ sein, welches die Produktion von Kraftfahrzeugmodellen mitbestimmt. Selbst die FDP verschreibt sich der Elektromobilität und fordert den Ausbau regenerativer Energiequellen. Gleichzeitig soll aber die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängert werden. Das heißt dann „ökologischer Energiemix“.
Der Bochumer Stadtrat hat beschlossen, dass die Stadtwerke den Stromanteil aus regenerativen Ressourcen bis 2012 auf 25 Prozent erhöhen müssen. Das entspricht einer marginalen Erhöhung von 2,4 Prozent, da der Anteil des erneuerbaren Stroms heute „schon“ bei 22,6 Prozent liegt. Eine gute Idee scheint der Aufbau des Produktionsstandortes Bochum für den sauberen Opel Ampera und des Stromtankstellennetzes der Stadt zu sein, aber möglich wird dies nur durch die Unterstützung von Politik und Wirtschaft.
Da die Zukunft der Opelwerke noch im Dunkeln liegt, darf man also gespannt sein, wie sich Bochum bald fortbewegt. Noch liegt der Anteil des Stroms, der aus Atomkraft gewonnen wird, in Bochum bei fast 50 Prozent. Denn ein Auto, das zwar keinen Verbrennungsmotor mehr hat macht ökologisch weiterhin wenig Sinn, wenn der Strom aus dem AKW oder dem Kohlekraftwerk kommt.
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