Yoga is’ für alle da!
Nach dem Bericht über Stress und Belastungen der Studierenden, will die bsz in dieser Woche einen Vorschlag zur Abhilfe machen: Yoga. Die Assoziationen, die mit diesem Begriff verbunden sind, sind ebenso reich wie das Unwissen über diese Bewusstseinsschule der indischen Philosophie.
Viele denken an die abenteuerlichsten Verrenkungen des Körpers, Andere an Meditation: Zwischen Hochleistungssport und Rumsitzen sind sämtliche Vorstellungen vorhanden. Die tatsächliche Bedeutung des Wortes meint „Ochsen anspannen“, sogar verwand mit dem deutschen Wort „Joch“. Auf den ersten Blick hat dies mit Philosophie wenig zu tun. Doch gemeint ist tatsächlich die Vereinigung von Ochsen und Karren, die der Karrenführer unter Kontrolle
hält – der Ochse symbolisiert den Körper, der Karren und sein Führer den Geist und Verstand des Menschen.
Dies sind zwei wichtige Elemente des Yoga: Die Vereinigung von Körper und Geist, wobei der Geist die Kontrolle übernimmt. Der indische Yogalehrer Patanjali soll, obwohl seine historische Existenz nicht gesichert ist, um die Zeitenwende herum die Sutren verfasst haben. Diese sind vollständig erhalten und bündeln die Essenz des Yoga in 195 kurzen Merksätzen, wie etwa „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen. Dann ruht der Sehende in seiner Wesensidentität. Alle anderen inneren Zustände sind bestimmt durch die Identifizierung mit den seelisch-geistigen Vorgängen.“ Was er damit genau meint, wird im zweiten Kapitel seiner Sutren deutlich, die den achtgliedrigen Pfad beschreiben.
Astanga–yoga
Das „klassische“ Yoga, es gibt verschiedene Formen wie etwa körperbetontes Hatha Yoga oder energetisches Kundalini Yoga, sieht diese acht Glieder als Essenz der Lehre an. Es sollte das Ziel jedes Yogi sein, diesen Pfad durch Üben Stück für Stück zu durchschreiten. Dieser beginnt mit dem Yama, dem Verhalten Anderen gegenüber. Der Yogi soll sich vor allem gewaltlos, seinen Mitmenschen weder psychisch noch physisch Schaden zufügen und wahrhaft verhalten, auch sich selbst gegenüber. Darauf folgt das Niyama, die Selbstdisziplin. Der Yogi soll mit sich selbst ins Reine kommen und Zufriedenheit erlangen. Der dritte Schritt ist dann das, was die meisten Menschen mit Yoga verbinden: Asana, Übungen zur Körperhaltung und körperlicher Disziplin. Gleichzeitig soll danach der Atem, als zentrale Lebensenergie beherrscht und beachtet werden. Erst wenn dies alles eingetreten ist, kann der Yogi sich nach Innen ausrichten und seine Sinne ausschalten, was Pratayahara genannt wird. Alles um ihn/sie herum wird nicht mehr wahrgenommen. Daraus erfolgt als sechster Schritt die pure Konzentration auf sich selbst und den eigenen Körper – sämtliche Gefühle und Sinneseindrücke sind ausgeschaltet. In diesem Zustand kann der Yogi meditieren, Dhyana ist erreicht. Der letzte und achte Teil des Pfades ist das Samadhi, das Eins-Sein mit sich selbst.
Ein bischen zu philosophisch hochtrabend oder wenig nachvollziehbar? Oft kann der Grund für das achtgliedrige Üben von Yoga besser nachvollzogen werden, wenn man sich Folgendes vorstellt: Die Absicht ist, sich zu entspannen, allen Stess und Druck abfallen zu lassen. So weit, so gut. Doch schnell merkt man, dass dies nur geht, wenn EineN kein schlechtes Gewissen plagt, weil man vielleicht jemanden beleidigt oder belogen hat oder wenig hilfsbereit war. Erst mit Reinheit mit sich selbst könnte man sich ruhig hinsetzen oder -legen, um zu entspannen. Doch bald schon fangen die Glieder an zu schmerzen, der Atem geht unruhig. Der Körper muss diszipliniert werden um Ruhe und Abstand von äußeren Eindrücken finden zu können.
Bochumga-Yoga
Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland üben mittlerweile Yoga. Über 80% davon sind weiblich, ein weltweit einmaliges Phänomen. Der Begriff Volkssport scheint angebracht. Dabei ist Yoga kein Wettkampf. JedeR übt nach seinen individuellen Fähigkeiten und Wünschen nach Anleitung eines Lehrers. Der Bundesverband der Yogalehrenden in Deutschland zählt mehr als 10 000 LehrerInnen und auch im Umfeld der Uni Bochum gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Der Hochschulsport bietet mehrmals wöchentlich Semesterkurse für 10 Euro mit Benjamin Rüffin, die eine sehr gute Mischung aus Meditation, Körper- und Atemübungen bieten. Er lehrt auch im Fitnessstudio im Unicenter, viele Krankenkassen übernehmen einen zwölfstündigen Kurs dort.
jkae
Weitere Informationen:
Berufsverband der Yogalehrenden:
www.yoga.de
Die Sutren im Netz: www.openland.de
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