Auch wenn es niemand offen zugibt, vielen ging schon einmal dieser Gedanke durch den Kopf, als er/sie eine muslimische Frau mit Kopftuch gesehen hat: „Diese arme, unterdrückte Frau.“ Aber was steckt eigentlich wirklich dahinter?

An der Ruhr-Uni studieren einige Frauen, die ein Kopftuch tragen und sich keinesfalls als unterdrückt ansehen. Bei einer Diskussion über dieses Thema äußerte sich eine dieser Frauen wiefolgt: „Mein Kopftuch ist Zeichen meines Glaubens und steht nicht für Unterdrückung.“
Wir alle erinnern uns an den Prozess gegen die muslimische Lehrerin Fereshta Ludin im Jahr 2003, der dazu führte, dass sie im Unterricht kein Kopftuch mehr tragen durfte.
Da in Deutschland viele Kulturen aufeinander treffen, kommt es auch immer wieder zum Aufeinandertreffen verschiedener Weltanschauungen.
Das Beispiel des Kopftuches zeigt dies sehr deutlich: Während Muslime und somit auch viele muslimische Frauen das Kopftuch als Symbol ihrer Religion sehen, nehmen viele Deutsche, vor allem auch ChristInnen, es als Zeichen der Unterdrückung der Frau wahr.

Das Symbol der Unterdrückung

So sagte der bayrische Landbischof Johannes Friedrich im November 2004, dass er das Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und vor allem an Schulen begrüße, da es für die Unterdrückung der Frau stehe. Eine Lehrerin müsse, so sagt er, den Schülern vermitteln, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Dabei, meint er, sei das Tragen eines Kopftuches hinderlich. Weiter sagt er allerdings auch, dass er nicht für ein allgemeines Kopftuchverbot sei, da ein solches gegen die Religionsfreiheit verstieße.

Ein Neutralisierungsgesetz sollte nun zu der Gleichberechtigung der Religionen führen. Dieses besagt, dass im öffentlichen Dienst keine religiösen Symbole, wie zum Beispiel auch Kreuz oder Kippa, mehr getragen werden dürfen. Die Ausnahme hierbei bilden Berufsschulen, LehrerInnen im Religionsunterricht und freie Schulen. Dieses Neutralisierungsgesetz war und ist sehr umstritten, jedoch auf Grund der in den Menschenrechten festgelegten Religionsfreiheit und Gleichheit absolut legitim.

Gegen Diskriminierung

Islamische Organisationen in Deutschland stellten zu dem Verlauf des Kopftuchstreits eine gemeinsame Erklärung auf, in der vor allem darauf hingewiesen wird, dass der Staat sich zwar nicht für oder gegen eine Religion engagieren darf, andererseits aber das Tragen eines Kopftuches auch nicht darüber entscheidet, ob ein Mensch zum Islam gehört.
Allerdings sollte nach dieser Erklärung auch jeder Frau frei gestellt sein ein Kopftuch zu tragen, und keine Frau sollte wegen des Tragens aber auch wegen des Nicht-Tragens eines Kopftuches diskriminiert werden.
Zusammenfassen lässt sich dies damit, dass die islamischen Organisationen in Deutschland die Entscheidungen der Regierung nicht unterstützen, jedoch einräumen, dass es keine Bedingung ist, ein Kopftuch zu tragen, um sich dem Islam zugehörig fühlen zu dürfen.
Für die Frauen allerdings, die aus Überzeugung heraus ein Kopftuch tragen, ist nicht nur der Glaube wichtig. Sie sehen das Kopftuch als Möglichkeit, nicht nur nach ihrem Äußeren beurteilt zu werden. Somit, so sagen sie, schützt es sie vielmehr vor Unterdrückung, als dass es als Symbol für diese stehen könne.
Ob das Kopftuch nun für die Unterdrückung der Frau steht, oder lediglich ein Ausdruck des eigenen Glaubens ist, sollte allerdings nie generalisierend beantwortet werden, da es für beide Seiten Beispiele gibt.

jst

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