Gleich dem Sisyphos

Im Fieber der Exzellenzinitiative wurden auch viele Verschönerungsarbeiten auf dem Campus durchgeführt. Eine schöne Sache ist das, sind doch nun viele Örtlichkeiten auf dem Campus wesentlich ansehnlicher geworden. Doch gibt es mindestens einen Wehmutstropfen.

Die Exzellenzinitiative ist Vergangenheit, doch verbleibt so manche Neuerung. Neben der Instandsetzung der beliebten, klappernden Bodenplatten auf dem Nordforum, wurden auch einige Teile des Campus und vor allem der Gebäude gestrichen. Nebenher sind die Massen an Plakaten verschwunden und sie kommen anscheinend auch nicht wieder. Nicht, dass die Studierenden nicht weiterhin versuchen würden, über ihre Veranstaltungen zu informieren, ganz im Gegenteil. Eine kleine Bastion von Universitätsangehörigen wehrt offenbar unerbitterlich den Fluten von WildplakatiererInnen.
Arbeit adelt!
Im Zuge der Verschönerungen wurde wohl eine Order an die Facility Manager – ein Studienfach mit Zukunft – ausgegeben, dass an einigen Stellen jegliche Plakate entfernt werden sollen. Eine effektive Wirkung hat es, denn kaum hängt irgendwo ein Plakat, ist es auch schon wieder weg. So bleiben auch die neugestrichenen Wände bar jedes Papierfetzens – und man schafft sinnvolle Beschäftigung, ob es sich in Zukunft nicht vielleicht sogar lohnen würde, für diese Aufgabe 1-Euro-Jobber einzustellen, man weiss es nicht.
Ästhetisch â‰
Praktisch?!
Einige Probleme schafft diese ästhetische Verbesserung dann doch wieder, denn niemand weiss, wo eigentlich überhaupt noch Plakate hängen dürfen und wo sie gnadenlos runtergerissen werden. Von dieser Unwissenheit sind die meisten Fachschaftsräte geplagt, denn diese müssen über Vollversammlungen, ihre Aktivitäten und andere studentische Veranstaltungen irgendwie Informationen an die Studierendenschaft weitergeben. Keine leichte Aufgabe, wenn sämtliche Plakate, egal welchen Inhalts, an einigen Stellen einfach entfernt werden. Dies führt in den meisten Fällen zu einem unnötigen trial-and-error-Verfahren, um Stellen zu finden, an denen Plakate dann auch mal hängen bleiben.
Kommerz gegen
Studierende
Ressourcenschonend ist das Ganze auch nicht gerade, denn es werden unnötig zusätzliche Kosten und zusätzlicher Müll produziert.
Natürlich gibt es für das Plakatieren freigegebene Stellen, diese werden allerdings sehr gerne von Anbietern kommerzieller Parties genutzt, welche studentische Aushänge nur zu gerne rücksichtslos überplakatieren. Damit wird die Informationsweitergabe nebenbei auch noch zu einem gnadenlosen Kampf gegen das Kapital, dem die bescheidenen studentischen Mittel, nicht viel entgegenzusetzen haben.
Elitäres Chaos
Weder die obengenannten Hausmeister, noch höhere Stellen können aber eine klärende Auskunft, geschweige denn eine entsprechende Richtlinie geben, aus welcher ersichtlich würde, wie das Problem zu beheben ist. Nebenbei wäre ein Verbot für kommerzielles Plakatieren auf dem Universitätsgelände sicherlich eine willkommene Hilfestellung für alle Beteiligten, denn sowohl die unliebsame Plakatflut würde eingedämmt, als dass nebenbei auch Platz für entsprechende studentische Belange geschaffen würde.
Also weniger Kommerz für ein ansehnlicheres Unigelände und besseren Informationsfluss in der Studierendenschaft, daran sollte doch auch höheren Instanzen gelegen sein. Da bisherige Bitten nicht erhört wurden und eine Regelung vorerst noch nicht in Sicht ist, bleibt am Ende doch nur das ewige Neuplakatieren – gleich dem Sisyphos.

FF

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