Heute Abend gibt es einen Bierausschank, der an einer Mauer klebt, und viel mehr Leute als normalerweise. Die sind komisch angezogen in Blau und Weiß (und vielleicht auch Rot), manche spielen Trompete und andere trinken „Fiege“. Ein paar Meter weiter sind Leute, die Bratwurst essen. Nach kurzer Zeit haben wir verstanden, dass wir uns auf einem Volksfest befinden. Eine Bühne ist aufgebaut und man wartet auf ein Feuerwerk.

Wir entscheiden uns, an dem Fest mit den Deutschen teilzunehmen. Erstmal versuchen wir ein Bier zu bestellen, aber da stoßen wir schon auf Schwierigkeiten: Die Deutschen reden lauter als die Franzosen – das heißt schreien oder durstig bleiben. Nach einer Viertelstunde schaffen wir es ein Bier zu bekommen; nächste Stufe: Bratwurst essen. Das Problem ist, dass die Wurst viel größer ist als das Brötchen – für uns Franzosen, die an ein langes Baguette gewöhnt sind, ein Albtraum… Mit Bier und Bratwurst sind wir jetzt fertig, um die deutsche Musik zu genießen. Irgendwo hören wir eine Stimme, aber um den Sänger zu sehen, müssen wir über die großen Deutschen springen. Zunächst sind wir überrascht, dass der Sänger nur auf Englisch singt, dann hat er auf Deutsch angefangen und schnell haben wir den Grund herausgefunden. – Tatsächlich haben wir durch die Wiederholung des Liedes „Bochum“ von Grönemeyer ein starkes Heimatgefühl empfunden. Dieses Gefühl ist bei den Deutschen an verschiedenen Anzeichen erkennbar: Alle Männer ziehen die Faust hoch, während die Frauen weinen. Das Ganze in hochalkoholisierter Stimmung.

Plötzlich hören wir eine Explosion – alle Augen drehen sich um, was ist an diesem verdammten Abend bloß los in Bochum? Es ist ein Feuerwerk mit den drei NRW-Farben, aber in NRW gibt es noch etwas, das ganz typisch ist: den Regen. Darauf haben wir ein bisschen gewartet und gerade nach Beginn des Feuerwerks hat er eingesetzt. Das Maiabendfest ist für heute vorbei und für einen Aprilabend war es gar nicht so schlecht…
Paul Coignec & Catherine Grillot

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