Während Blumen in Gewehrläufen bloß Symbole sind, feiern bekennende PazifistInnen an diesem Sonntag den Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung mit Mahnwachen und Demonstrationen.

Seit 1921 propagieren die War Resisters’ International (WRI), ein Netzwerk von 90 Organisationen, die gewaltfreie Revolution. Dabei gelten ihre Ambitionen nicht aktiven Anti-Kriegsmaßnahmen, sondern der Unterstützung derjenigen , die sich dem bewaffneten Einsatz aus moralischen Gründen verweigern. 

Krieg sei „ein Verbrechen gegen die Menschheit“, heißt es in der Gründungserklärung der WRI. In Zeiten, die nicht mehr ohne Nachrichtenbilder von BürgerInnenkriegen auskommen, eine nach wie vor bedeutende Botschaft. Für die tatsächliche Gewährleistung von BürgerInnenrechten und Schutz vor staatlichen Repressionen werden am 15. Mai wieder Tausende auf die Straße gehen, um das einzufordern, was trotz Europäischer Menschenrechtskonvention immer noch nicht in allen europäischen Staaten als Selbstverständlichkeit gilt.

:ksz

Bild: Folk-Metal: Orphaned Land sorgen für einen harmonischen Weihnachtsübergang im Turock. , Orphaned Land: Band zwischen Terror und Annäherung Fotos: alx

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass die Beziehung zwischen Israel und Palästina von aggressiven Aktionen belastet wird. Der sogenannte Nahostkonflikt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Arabern und Juden entstand, ebnete zahlreichen Kriegen seinen Boden. Dass es auch Wege der Annäherung geben kann, zeigt die israelische Metal-Band Orphaned Land.

„Let the Truce be Known“ heißt der Track aus dem Album „All is one“, der vom sogenannten Weihnachtsfrieden inspiriert ist und für Orphaned Land (Morgenland) als Beispiel dient, dass Frieden trotz aller Hindernisse möglich sein kann: „We raise our hands and walk upright to move towards each other. No guns, no death between The enemies now turned to brothers". Bei diesem unauthorisierten Weihnachtsfrieden waren im ersten Weltkrieg zum 24. Dezember 1914 Deutsche und Engländer im Grabenkampf ins Singen eingestiegen und ließen damals die Waffen ruhen. Passend dazu traten sie mit ihrer pazifistischen Einstellung am 23. Dezember im Turock mit Layment (Herne) auf, einer Heavy-Metal-Band aus dem Pott.

Mit „All is one“ haben die Israelis 2013 ein dynamisches Album in die Läden und auf die Bühne gebracht, dass durch seinen orientalischen Folk-Stil auffällt, aber auch durch den Einsatz von Violinen, Cellos und Chorgesängen im Gedächtnis der HörerInnen bleibt. Nachdem Layment den Saal übervollzählig rockten, weil der Frontsänger am Tag zuvor glücklicherweise Vater wurde und eine Vertretung eingeplant gewesen war. Insofern war tatsächlich von einem weihnachtlichem Kinderglück zu sprechen, das der Hauptband einen familiären Einstieg ebnete. Die Performance von Orphaned Land war professionell solide und Frontsänger Kobi Farhi bot – obwohl seine Sachen am Flughafen verschludert wurden und er sich schnell komplett neu eindecken musste – in Kombination mit dem Licht und Nebelspiel eine gute Show, wie auch der Rest der Band. Schade nur, dass die Chorgesänge und die klassischen Intstrumente eingespielt waren ̶ wobei man ja auch nicht erwarten kann, dass 25 SängerInnen und acht StreicherInnen eingeflogen werden.

Zu sehen und zu hören sind Orphaned Land spätestens wieder beim Wacken Open Air, bei dem sie wieder vor großem Publikumauftreten werden und der Metalgemeinde ihre Version von Nächstenliebe näherbringen werden.

:Alexander Schneider

Bild: Trotz Pop- und Friedens-Jedi Xavier Naidoo und seinem dunklen Sith Lord Jürgen Elsässer: Den Mut, den Krieg anzuprangern, Du haben musst! , Der Bundeswehr-Einsatz in Syrien macht einen perfiden Diskurs deutlich Karikatur: kac

Wenn es keinen Krieg gibt, sind auch PazifistInnen realitätsferne Trottel.

„Und weil der Soldat nach Verwesung stinkt, drum hinkt ein Pfaffe voran, der über ihn ein Weihrauchfaß schwingt, daß er nicht stinken kann.“ – Bertolt Brecht, „Legende vom toten Soldaten“.

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Bild: Früh übt sich: Das gilt auch für den Kriegsdienst an der Waffe auf der Jugendmesse YOU in Dortmund. , Kein Werben fürs Sterben: Aktionen gegen die Bundeswehr auf der YOU-Messe in Dortmund Foto: bent

Uncle Sam wants YOU: In diesem Jahr fand die YOU-Messe nach einigen Jahren wieder in Dortmund statt und brachte mit der Bundeswehr einen umstrittenen Standbetreiber, der die Jugendmesse als Plattform nutze, um junge Menschen für den Wehrsdienst zu rekrutieren. Dagegen zeichnete sich schon im Vorfeld Widerstand ab. Verschiedene Organisationen störten als Bündnis Krieg ist kein Funsport mit Flashmobs den aufwendigen Standbetrieb des Militärs.

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Bild: Kommentar: Krieg muss geächtet bleiben!

„Der Staat des Bösen“, titelt Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe – und trägt damit nicht gerade zu einer Versachlichung der gegenwärtigen Debatte über eine militärische Beteiligung Deutschlands bei, um die Gründung eines „Kalifats“ im Nahen Osten durch „Terroristen“ der Organisation „Islamischer Staat“ (IS) abzuwenden. Auch der ARD-Presseclub ließ sich in seiner Sendung vom 17. August auf die verkürzte Fragestellung „Waffen ja – schießen nein? Deutschlands Dilemma mit dem Krieg“ ein. Dies zeigt den Trend eines Einschwenkens deutscher ‚Leitmedien‘ auf den fatalen Mainstream einer Entächtung des Krieges, die – wie in den vergangenen Wochen insbesondere in Israel zu beobachten – PazifistInnen zunehmend die Luft zum Atmen nimmt.

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Bild: :Kommentar: Primitive PazifistInnen: Friedensstimmen im Nahost-Konflikt

Pazifismus und Humanismus gehen nicht mit der Konjunktur. Deutschland ist wieder wer: die bestimmende Macht in Europa, Exporteur von Waffen und stationierten SoldatInnen um den ganzen Globus. Der mediale Diskurs marschiert im Gleichschritt: Von FAZ über WAZ bis hin zu den Ruhrbaronen – keine Kritik der israelischen Kriegspolitik, die nicht vom Vorwurf, antisemitische Hetze zu betreiben, verschont wird. Pünktlich zum 100. Jubiläum des massenhaften Gemetzels des 1. Weltkriegs wird die Verblendungsmaschinerie angekurbelt.

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