Bild: Geschichten, Getränke, Anekdoten und Livemusik: Whisky­lesung im Kulturhaus Thealozzi. Foto: Johannes Rüter, Kulturhaus Thealozzi lud am vergangenen Freitag zum „Ferrückten Bogramm“ Foto: Johannes Rüter

Am 20. Mai lud das Kulturhaus Thealozzi zum „Ferrückten Bogramm“ ein. Musiker verschiedener Genres und Wortakrobaten mit Anekdoten, Satiren und kleinen Schauspielereien boten in acht Acts einen bunten Einblick in die Kreativschmieden des Ruhrgebiets. Das Kulturhaus ist als letzte Reminiszenz des ehemaligen Heusnerviertels ein stadtgeschichtlich und kulturell bedeutsamer Ort: Bekannt wurde das Viertel in den 80er Jahren, als dort 40 Wohnhäuser durch Besetzungen und Proteste vor dem Abriss zum Bau des „Bochumer Rings“ bewahrt werden sollten. Heute vereint das Thealozzi „Schönheit, Eigenart und Seltenheit unter einem Dach“, so das Haus über sich, und ist seit 34 Jahren Teil der Ruhrpott-Kulturszene.

Tiefgang mit Tee

Auch die Vorstellung an diesem Freitagabend besticht durch Schönheit und Eigenart zugleich. Das „Programm ohne Programm“ eröffnet das Duo Frank Hoelz und Markus Bachmann mit einem begeisternden Mix aus Songs und Sprechgesang. Hierbei kann jedeR spüren, welche Tribute viele Familien im Pott einst dem Bergbau zollen mussten. Einen weiteren Höhepunkt des Abends bieten „Die Wende & Der Renneberg“ mit ihrem Programm „Wortakrobatik oder Kauderwelsch?“ und präsentieren bei Tee, Teppich und Zimmerlampe ein spaßiges, aber auch ernstes „Wortgeschnetzeltes“. Mimik, Gestik, Stimme und schauspielerisches Können sowie die komische Begleitmusik bringen zum Schmunzeln. Weltbewegendes wie Zeit und Raum, Drama und Tod sowie die Crux schnarchender Frauen werden eingängig erzählt, wobei Thos Rennebergs Duktus nicht selten an Peter Lustig erinnert. 

Von irischen Kuckucksuhren

Zur Pause kann man sich mit gutem Whisky auf den nächsten Act einstimmen: Die Whiskylesung mit Irish Folk und witzigen Trinkgeschichten ruft bei vielen persönliche Erinnerungen wach; so etwa eine vermeintlich autobiografische Story von Dirk Oltersdorf über eine nächtliche Heimkehr zur Frau nach ausgiebigem Alkoholgenuss samt peinlicher Unwissenheit am Morgen: Welcher Ehemann hat das nicht selbst schon erlebt? Die Krönung ist eine fatale Begegnung mit der Kuckucksuhr im Hausflur… Mit typisch irischem Gesang rundet Rüdiger Boldt den „kleinen Trip über die grüne Insel“ ab und macht Lust auf mehr Whisky und Lesung – oder am besten beides zusammen.

Mit gefühlvoller Stimme, groovigem Klavier und verzerrter Mundharmonika: Das Bochumer Urgestein-Duo Groove & Snoop lässt sich nicht mal von streikenden Piano-Tasten abhalten und zaubert beispiellosen Bluessound auf die Bühne. Virtuos improvisiert schließlich Ralf Weber von der Akafö-Pressestelle auf dem E-Piano des Thealozzi.   

Das runde „Bogramm“ im Kulturhaus an der Pestalozzistraße zeigt einmal mehr die kulturelle Vielfalt der Region: Gemütliche Atmosphäre, lockere Typen und kreative Köpfe. Nicht nur als BochumerIn sollte man diesen sehens- und hörenswerten Ort im Pott besucht haben. 

Gastautorin :Yasmin Lamprecht & Gastautor :Johannes Rüter

 

Der Artikel entstand im Rahmen des Hauptseminars „Kreatives und kulturjournalistisches Schreiben“ des Germanistischen Instituts der RUB unter Leitung von Dr. Ulrich Schröder.

 

 

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