Bild: Wenn zwei sich streiten … dreht der Dritte durch und freut sich die Vierte: (v. l.) Bruno M. Kelzenberg, Nathanael Ullmann, Vera Sleza, Robin Hartmann-Franke., Die Theatergruppe Eben-BildNer beschwört die „Apokalyps-chen“ Fotos: Nathanael Ullmann / Eben-BildNer

Da ist man gerade mit seinen Erste-Welt-Problemen beschäftigt – das schnöde Geld, das schmerzende Herz – da bricht sie unvermittelt herein und bringt alles durcheinander: die Apokalypse. Für manche geht das Leben weiter und auch einige der Probleme haben den großen Atomknall überlebt. Die Theatergruppe Eben-BildNer erzählt in ihrem neuen Stück, das am 29. Mai im Thealozzi-Theater in Bochum uraufgeführt wird, interaktiv und absurd von den zwischenmenschlichen „Apokalyps-chen“.

Es geht drunter und drüber vor, während und nach dem Weltuntergang. Der polizeiliche „Apokalypsen-Bericht“ wechselt sich mit Kaffeklatsch und roh verspeisten Kartoffeln ab. Der Untertitel „Über Kartoffeln, Erdmännchen und eine Atombombe“ deutet an, dass die ZuschauerInnen auf alles gefasst sein müssen.
Unterschiedliche Erzählstränge laufen abwechselnd auf der Bühne ab. Sie scheinen „zunächst losgelöst voneinander“, dabei sind sie aber über „Beziehungsgeflechte und eine übergreifende Endszene miteinander verbunden“, erklärt Autor und Regisseur Rico Großer, der an der RUB Philosophie und Theaterwissenschaft studiert.

„Es ist ziemlich abgefahren!“

Zusammengefasst: „Das Stück ist ziemlich abgefahren! Wir proben seit März letzten Jahres und einige in der Gruppe haben das Konzept erst vor wenigen Wochen in toto verstanden“, grinst Rico.

Da wären der ehemalige Atomwissenschaftler Sergej und seine übereifersüchtige Gespielin Susan. Zusammen sind sie der personifizierte Kalte Krieg: Russland, die USA und eine Atombombe.

Hubert und Jan, zwei Wissenschaftler, wollen Rache an ihrem Ex-Kollegen Sergej nehmen. Das Mauerblümchen Corinna findet sich plötzlich in einer Gesellschaft der Lüsternheit und Sensationsgier wieder. Konstantin und Penelopé widmen sich auf einmal nicht mehr ihrer Kunst, sondern kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln.
Bei aller Tragikomik und Absurdität kämen auch „kritische Bezüge zu Themen wie Atomforschung und Lebensmittelüberproduktion und -verschwendung“ nicht zu kurz, verspricht Rico.

Nix da mit faul rumlümmeln!

Damit sich die ZuschauerInnen besser orientieren können, geschehen die persönlichen Weltuntergänge nicht bloß auf der Bühne, sondern in mehreren Räumen des Thealozzi-Gebäudes. Der Regisseur nennt das ein „wörtliches Hinführen der Zuschauer an das Hauptgeschehen“.

Erfahrung mit klassischen Stoffen und posttraumatischem Stresstheater

„Apokalyps-chen“ ist das dritte Stück der von Rico mitgegründeten Theatergruppe Eben-BildNer, die größtenteils aus Studierenden besteht. Zuletzt hat die Gruppe im Februar vergangenen Jahres die Horrorgeschichte „Der Horla“ von Guy de Maupassant (1887) auf die Bühne gebracht. Dabei haben sie diesen Stoff dem von ihnen entwickelten Stil des posttraumatischen Stresstheaters angepasst. Auch das aktuelle Stück sei diesem zuzuordnen. Was genau sich dahinter verbirgt, kann man dieses Wochenende selbst herausfinden.

Zeit:Punkte

„Apokalyps-chen. Über Kartoffeln, Erdmännchen und eine Atombombe“
• Freitag/Samstag, 29./30. Mai, 20 Uhr. Thealozzi, Pestalozzistr. 21, Bochum. Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro, für Studierende frei!
 

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