Bild: Das Klischee trügt: Studierende haben anscheinend gar keine Lust auf lange Diskussionen wie hier beim Runden Tisch gegen Rassismus., RUB bekennt Farbe: Die geringe TeilnehmerInnenzahl wirft Fragen auf. Foto: bent

Die Kampagne „RUB bekennt Farbe“ erreicht die Studierenden nicht. Zu dieser Erkenntnis kamen auch die Beteiligten des Runden Tisches am 16. Juli. Auch die Universitätsverwaltung, welche die meisten Veranstaltungen initiierte, beklagte dies und schlug vor, sich in Zukunft zurückzuziehen und VertreterInnen der Studierendenschaft die Gestaltung und Organisation der Kampagne zu überlassen. Ob es gemeinsame Aktionen von AStA und Oppositionslisten geben wird, ist allerdings noch offen. Währenddessen setzten viele Studierende beim RUB-gegen-Rechts-Konzert ein Zeichen gegen neofaschistische Umtriebe an der Uni.

Michaela Wurm von der Uni-Verwaltung schnauft resigniert, als sie ihr Resümee über den bisherigen Verlauf von „RUB bekennt Farbe“ zieht. Am 30. Januar gab es den ersten Runden Tisch, es folgten weitere Angebote und Veranstaltungen, so etwa ein Fotowettbewerb oder Vorträge über Rechtsextremismus. Alle Termine folgten jedoch dem selben Muster: Die studentische Beteiligung war ziemlich gering. „Die Masse ist weg. Was soll ich überhaupt noch für Studierende machen?“, fragt die Verwaltungsmitarbeiterin in den Stuhlkreis im AusländerInnenzentrum (AZ), wo an diesem sonnigen Nachmittag rund 30 Beteiligte darüber diskutieren, wie es mit der Kampagne weitergehen soll. Auch der AStA-Vorsitzende Martin Wilken (NAWI) griff das Dilemma auf: „Diese Veranstaltungen bringen uns überhaupt nichts, wenn da niemand hinkommt. Daher sollte man erst klären, woran es liegt, dass die Leute da nicht hin kommen.“

Demnächst Koordinierung und Organisation durch AStA?

Neben der Frage, wie es in Zukunft gemacht werden soll, wurde auch darüber gesprochen, wer es  übernimmt. So schlug Michaela Wurm vor, dass sich die Universitätsverwaltung in Absprache mit dem Rektorat aus der Kampagne zurückzieht. Damit sollen verstärkt VertreterInnen der Studierendenschaft in die Planung miteinbezogen werden. Der AStA signalisierte grundsätzliche Bereitschaft, die Kampagne fortzuführen. „Ich kann mir vorstellen, dass der AStA das leisten kann“, sagte Martin Wilken. „Der AStA ist bereit, das gemeinsame Projekt im Wintersemester auch mit personellen Ressourcen zu stärken. Wie das genau aussehen wird, werden wir in den nächsten Wochen mit der Uni-Leitung besprechen.“

Radikalisierung erforderlich? Opposi­tionslisten für konkretere Aktionen

Dass sich an der bisherigen Ausrichtung von „RUB bekennt Farbe“ einiges ändern müsste, stellten dagegen die VertreterInnen der Oppositionslisten klar „Das Ganze würde einen ganz anderen Charakter haben, wenn die Oppositionslisten das machen“, wies Rike Müller (LiLi) auf den Vorschlag der Uni-Verwaltung, auch die Listen miteinzubeziehen, hin: „Es geht darum, dass wir hier keine Nazis haben wollen und so müsste man dann auch argumentieren.“ Ähnlich kritisch äußerte sich auch Karsten Finke von der Grünen Hochschulgruppe (GHG): „Wenn man Leute ansprechen will, muss man es radikaler machen. Wir müssen Aktionen machen. Da hat uns die Verwaltung bisher Steine in den Weg gelegt. Wir müssen durch ,unterschwellige Sachen‘ Leute gewinnen – durch Demos oder durch Kundgebungen.“ Entsprechend skeptisch sind sowohl die Oppositionslisten als auch der AStA, einen gemeinsamen Nenner für die Aktionen zu finden. So kritisiert der AStA: „Mit Bedauern und mit Befremden haben wir zur Kenntnis genommen, dass Teile der Opposition vom Ziel, einer die politischen Strömungen übergreifenden gemeinsamen Kampagne aller politischen Listen, abzurücken scheinen.“

Dauerhafte Anlauf- und Koordinierungsstelle?

Dieter Frohloff von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus schlug eine dauerhafte Koordinationsstelle vor. Ob sich das dauerhaft realisieren lässt, ist allerdings offen. Andere lancierten kreative Ideen: Wände bemalen oder T-Shirts drucken. Ein kreatives Zeichen setzte auch das Konzert am vergangenen Freitag mit der türkischen Rockband Peter Böcek Orkestrasi und der Reggaemusikerin Adama Sunshine und ihrer Band.

Lest auch den Kommentar zu RUB bekennt Farbe.

6 comments

  1. Karsten Finke

    ein kleiner Fehler
    Es ist dir leider ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich habe von einem niederschwelligen und nicht von einem unterschwelligen Angebot gesprochen. Alles andere ist vollkommen richtig dargestellt.

  2. Jürgen von der Brink

    RUB bekennt Farbe.
    „Der AStA ist bereit, das gemeinsame Projekt im Wintersemester auch mit personellen Ressourcen zu stärken. Wie das genau aussehen wird, werden wir in den nächsten Wochen mit der Uni-Leitung besprechen.“

    Vielleicht wurde einfach schon genug von dem Geld der Studierendenschaft verballert dafür Menschen ihr Recht auf Bildung nehmen zu wollen und sich an einer Menschenjagd auf eine Einzelperson zu beteiligen. In einem Rechtsstaat hat nun mal JEDER das Recht auf Bildung ungeachtet seiner religösen, sexuellen oder politischen Ansichten. Wer das nicht akzeptieren kann kommt schnell in den Verdacht selbst gegen grundlegende Menschenrechte zu verstoßen. Echte Toleranz ist halt nicht immer einfach.

  3. DAS GEHT GAR NICHT!!!

    RUB bekennt Farbe
    Sechs Millionen „Menschenjagden“ mit tödlichem Ausgang gab es während des NS-Terrors im sogenannten Dritten Reich – an der RUB gab es bekanntlich lediglich den Versuch, auf das ‚Phänomen Brück‘ aufmerksam zu machen – dies ermöglichte überhaupt erst die Kampagne „RUB bekennt Farbe“. Die Verwendung des Begriffes „Menschenjagd“ in diesem Kontext ist mehr als zynisch und relativiert im Umkehrschluss Menschenfeindlichkeit. Daher ist dieser ‚Kommentar‘ als hetzerisch einzustufen und gehört umgehend gelöscht.

  4. Jan von der Brik

    RUB bekennt Farbe
    „[An] der RUB gab es bekanntlich lediglich den Versuch, auf das ‚Phänomen Brück‘ aufmerksam zu machen“, ein Versuch der mit Hilfe von angewandter körperlicher Repression, Datenausspähung und -diebstahl von tausenden Studierender -welche/r der NSA alle Ehre gemacht hätte- vonstattenging. Darf eine antifaschistische Aktion billigen in Kauf nehmen die Persönlichkeitsrechte von tausenden Menschen außer Acht zulassen, um dann illegal gewonnen Daten für ihre politischen Zwecke zu benutzten? Der Begriff Menschenjagd ist weder zynisch, noch relativiert er Menschenfeindlichkeit, das möchtest du uns lediglich durch deinen Vergleich einreden. Ich darf für mich selbst entscheiden ab wann ich bestimmte Vorgänge als Menschenjagd ansehe, nicht du. Es gibt ein Recht auf Meinungsfreiheit, dies alles scheint der Kommentator aber für vernachlässigbar zu halten, solange es seinen Zielen dient. Die Sprache welche ich wähle gehört mir und diese lasse ich mir bestimmt nicht verbieten. […]

  5. Keine Menschenjagd?
    Die meisten Studenten interessieren solche Veranstaltungen absolut nicht. Erst recht nicht die ausländischen Studenten. Verständlicherweise! Worum geht es da denn konkret? Tatsächliche Reflexion über Vorurteile und Menschenfeindlichkeit ist ja an sich was Gutes. Auch, vernünftige Argumente gegen Vorurteile und unheilvolle Irrtümer über Menschengruppen zu lernen.

    Doch Kommilitonen, die abweichende, verdächtige, „rechte“ Meinungen äußern oder Patches von mutmaßlichen „Grauzonenbands“ tragen oder Ähnliches dafür in Gruppen zu denunzieren und soziales Mobbing gegen sie zu organisieren, das würde die Grenze vom Guten zum Schlechten überschreiten. Und erfahrungsgemäß geht es bei dem meisten in Richtung „gegen Rechts“ und erst recht bei der Antifa hauptsächlich darum, also um „gute“ und „zivilisierte“ Menschenjagden. Erfreulicherweise lehnen die meisten Studenten, ob deutsch oder nicht-deutsch, solches unschöne und schä(n)dliche Verhalten ab. Auch wenn die allermeisten leider nichts dagegen tun und immer wieder nicht wählen gehen oder einen AStA zwischen schwach-Mitte-links, grün und links wählen.

    Und was die BSZ angeht: Wenn ihr so ein Thema schon auf der Titelseite und immer wieder im Heft habt, dann geht getrost davon aus, dass viele Studis euer Blatt in der Mensa schon deswegen wieder weglegen. Sei es aus Desinteresse oder aus Ärger über die Verschwendung ihrer studentischen Gelder. Und gerade wer aus China und Afrika kommt, um hier zu studieren und Deutschland kennen zu lernen, der braucht solche Artikel und Veranstaltungen erst recht nicht.

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