Bild: Ein zeitloses Stück „Andorra“: Damals wie heute ist die Gesellschaft noch immer von unaufhaltsamen Vorurteilen geprägt. , Die Studiobühne der RUB zeigt Max Frischs Andorra Bild: kac

Theater. Am kommenden Freitag feiert die Studiobühne die Premiere ihrer Inszenierung des Dramas „Andorra“ von Max Frisch.

Die Leiterin der Studiobühne, Karin Freymeyer, führt Regie in ihrer neusten Produktion „Spotted: Andorra“ nach Max Frisch. Ihr Co-Regisseur ist dieses Semester Christoph Ranft, der als studentische Hilfskraft im Musischen Zentrum tätig ist.
Freymeyer ist jedes Semester auf der Suche nach Theaterstücken, die zu der aktuellen politischen Situation in Deutschland passen, wie wir es auch schon zum Beispiel bei „Festung Europa“ (:bsz 1071) oder Furcht und Elend des Dritten Reiches (:bsz 1155) gesehen haben.
Unter dem Aspekt, dass Max Frischs „Andorra“ vielen aus der Schulzeit bekannt sein mag, stellt sich das Ensemble folgende Fragen: Welche Szene oder Figur ist hängengeblieben? Warum hat genau dieses Fragment Eindruck hinterlassen? Mit dem Versuch, unvoreingenommen das Drama neu zu entdecken, teilt sich das Ensemble in kleinere Spielgruppen auf und kann so eigene Aspekte von „Andorra“ vorstellen, ohne dass das gesamte Stück inszeniert wird.
 

Was erwartet Euch

Das Drama handelt von dem jungen Mann Andri, der von seinem Vater unehelich mit einer Ausländerin gezeugt wurde und deshalb von diesem als jüdischer Pflegesohn ausgegeben wird. Die Bewohner*innen des fiktiven Andorras begegnen Andri permanent mit Vorurteilen, so dass er, selbst nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hat, an der ihm zugewiesenen jüdischen Identität festhält. Der Protagonist wird Opfer eines rassistischen Nachbarvolks und wird ermordet. Während die Andorraner*innen alles mit angesehen haben und es geschehen ließen, rechtfertigen sie ihre Feigheit und leugnen ihre (Mit-)Schuld.
Die weitreichenden Auswirkungen von Vorurteilen thematisiert der Schriftsteller am Beispiel des jungen Protagonisten Andri. Frisch zeigt so auch, wie Mitläufer*innen sich schuldig machen. Diese sozialpsychologische Frage, wie sich Menschen ihre eigene Identität bewahren können, während sie ständig mit dem Bild konfrontiert werden, das ihr Umfeld sich von ihnen macht, war das zentrale Thema in Max Frischs gesamtem Schaffen.
Nach Angaben des Autors ist „Andorra“ als Modell anzusehen, das mit dem real existierenden Kleinstaat nicht gleichzusetzen ist. Übereinstimmungen gibt es vielmehr mit Deutschland oder der Schweiz während der Zeit des Nationalsozialismus.

:Katharina Cygan

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