Bild: Mythos blaues Meth: Die Kristalle sind in jeglicher Form und Reinheit farblos, die Walter White’sche Färbung lässt sich nur durch Lebensmittelfarbe erreichen. , Psychoaktive Wundermittel oder gefährliche Nervengifte? Die Neurobiologie hinter Drogentrips Foto: Radspunk / Wikimedia Commons
Spätestens seit „Breaking Bad“ wissen wir, dass talentierte ChemikerInnen mit einfachem Zubehör die kostbaren blauen Kristalle in Heimarbeit anfertigen können. In Wirklichkeit ist Crystal Meth zwar immer farblos, doch tatsächlich relativ unkompliziert aus legalen Zutaten wie Hustensaft herstellbar. Dabei gilt es langfristig als extrem gesundheitsschädlich, wie sämtliche Vorher-Nachher-Internetfotos vom „Meth-Face“ zeigen.
 
Nach seiner erstmaligen Herstellung Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich Crystal Meth zunächst in Form von Schokolade. Im Deutschland der 30er Jahre fand es sich in Form von Pralinen für die Hausfrauen im Handel, sowie als aufputschende Tabletten im Zweiten Weltkrieg für Soldaten, Fahrzeugführer und Piloten – die so genannte Panzerschokolade. Während die USA nach 1945 Methamphetamin unter anderem auch im Vietnamkrieg einsetzte, kursierte es in Deutschland nur noch als Dopingmittel und Medikament gegen Übergewicht und ADHS. 

Halbtätiger Höhenflug mit hohem Preis

Schätzungen gehen davon aus, dass der Konsum von Meth als Droge in den letzten Jahren gestiegen ist, was sich auch in der Anzahl der illegalen Heimlabore widerspiegelt. Geraucht, geschluckt oder gespritzt führt der Wirkstoff Methamphetamin zu einem ungefähr zehnstündigen Hochgefühl. Angst sowie Hunger oder Durst scheinen nicht zu existieren, anstelle dessen treten immense Euphorie und schier grenzenlose Leistungsfähigkeit. Auch die Lust auf Sex steigt, während körperlich auf dieser Ebene tatsächlich nicht viel möglich ist.
 
„Als ich das erste Mal Meth genommen habe, fühlte ich mich, als würde ich mich in ein Tier verwandeln. Es war unvorstellbar geil, der totale Adrenalin-Schub. Mir ist es egal, dass der Körper zerfällt. Irgendwann sterben wir alle, warum warten, bis man alt und hässlich ist.“
Doro, 21, Studentin

 

Dabei wird der Glückshormonvorrat des Körpers gnadenlos erschöpft, was – ähnlich wie bei Ecstasy (siehe :bsz 1051) zu dem depressiven, antriebslosen Katergefühl danach führt. Doch das Tief fällt bei Crystal  weitaus heftiger aus; ein hoher Preis für den wohl extrem intensiven Rausch.

Zerfall von Körper und Geist

Der Organismus gewöhnt sich schnell an das Meth, sodass bei langer Nutzung die Dosis stetig gesteigert werden muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Daher finden sich Langzeit-KonsumentInnen schnell in einem Teufelskreis wieder, der langsam, aber sicher zum physischen und psychischen Verfall führt. Zwar ist Meth bei akutem Gebrauch nicht halluzinogen, chronisch verursacht es allerdings Wahnvorstellungen und durch den Botenstoffmangel nach jedem Rausch zunehmend Depressionen, die häufig in Suizidgedanken gipfeln.
 
 „Crystal sieht gar nicht so eklig aus, wie es in Serien gezeigt wird. Jedes Wochenende nehme ich das Zeug nicht, macht einen ja kaputt. Das Gefährliche ist, wenn du eine richtige Session damit hast, dass du dann krass realistische Übermüdungshallus schiebst, dass du auf einmal überall Menschen siehst … naja ist ja auch bei jedem anders, aber dann ist es krass. Ansonsten ist es eben nur hard pep. Kann man sich gönnen, wenn man damit umgehen kann, doch wer kann das von sich behaupten.“
 Florian, 19, Abiturient 
Das zahnlose, fahle, von wunden Stellen gezeichnete Meth-Gesicht kennen viele aus dem Internet – die Nebenwirkungen der Kristalle sind extrem schädlich. Meth führt zu Zähnekirschen und Karies, was häufig im Zahnausfall endet. Durch den fehlenden Schlaf und die mangelnde Ernährung verblasst die Haut, die Wangen fallen ein und das Immunsystem fährt herunter, was sich an den entzündeten Hautpartien zeigt – fertig ist das Zombie-Gesicht.
 

Steckbrief: Heroin

Erste Räusche: Anfang 20. Jh.

Wirkstoff: Methamphetamin

Wirkung: leistungssteigernd, euphorisierend, appetithemmend

Zu sehen in: „Breaking Bad“

In unserer Drogenreihe stellen wir Euch die Wirkungsweise verschiedener Substanzen vor – Erfahrungsberichte treffen auf Wissenschaft.

Lest hier auch den anderen bisher erschienenen Artikel der Reihe:

"Hochpotenter Heldenrausch"

„Trendharz Cannabis“

„Schmetterling trifft Handgranate“

 
:Melinda Baranyai & :Katharina Cygan

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