Bild: Wer mit dem Bewerbungsstress nicht zurecht kommt, findet bei den Bewerbungshelfern Hilfe – gegen Geld. , RUB-Alumnis bieten professionelle Hilfe für Bewerbungen Foto: ck

Es gibt viele Dinge, die mehr Spaß machen als das Schreiben von Bewerbungen. Dennoch kommt an dieser Textsorte kaum jemand auf Dauer vorbei. Spätestens mit dem Abschluss des Studiums muss man sich überlegen, welcheR ArbeitgeberIn in Frage kommt, auf welche Qualifikationen und Softskills es ankommt und wie die eigenen Stärken am besten zu Papier gebracht werden. Ein Weg, um sich vor dem Absenden der Bewerbungsmappe Feedback zu holen, sind FreundInnen, die sich die Unterlagen ansehen und ihre mehr oder weniger fundierten Tipps beisteuern. Wenn diese gerade keine Zeit haben oder selbst im Bewerbungsstress sind, kann man auf kommerzielle Angebote zurückgreifen, die sich zum Beispiel auf einem der vielen Aushänge auf Unifluren oder im Internet finden lassen. Ein solches Angebot im Internet wurde von einem Alumnus der Ruhr-Universität gegründet.

Stefan Gerth hat an der Ruhr-Universität Wirtschaftswissenschaft studiert und zusammen mit einem Kommilitonen bereits während seines Studiums den Bewerbungsservice die-bewerbungsschreiber.de online gestellt. Aus der Erfahrung heraus, von vielen FreundInnen und KommilitonInnen immer mal wieder um Hilfe beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen gebeten zu werden, entstand die Idee, das Schreiben von Bewerbungen zum Beruf zu machen. Nach dem Studium fingen Stefan Gerth und seine MitstreiterInnen zunächst klein an. Wie Bill Gates startete die-bewerbungsschreiber.de als Start-up mit begrenzten Mitteln in einer Garage. Allerdings wurde die im Winter zu kalt, so dass sie zunächst ins Wohnzimmer von Stefans Oma umzogen. Anfangs war noch nicht klar, wohin die Reise gehen würde. Wird ein solcher Service angenommen und kann man davon überhaupt leben? „Klar gab es auch Durststrecken. Besonders am Anfang. Aber wenn man an seine Idee glaubt und sie ständig weiter professionalisiert, kann man dafür belohnt werden“, sagt Stefan heute. Für ihn war von Anfang an klar, dass er anders als viele seiner KommilitonInnen keine Karriere in einem großen Wirtschaftsunternehmen anstrebt, sondern sich gerne selbständig machen und seine eigene Firma gründen würde.

Bewerbungsunterlagen und mehr

Das Angebot der BewerbungsschreiberInnen reicht von klassischen Bewerbungsmappen mit Lebenslauf und Motivationsschreiben über Übersetzungen für internationale Bewerbungen bis hin zu ausgefeilten Mappen für Führungskräfte. Dabei wird jede Mappe individuell gestaltet und soll sich von der Masse der standardisierten Designs abheben. Hierfür arbeiten Stefan und sein Partner Holger Manzke auch mit einem Designer aus Berlin zusammen. „Wir haben ein sehr heterogenes Kundenspektrum. Das sind auch Studierende, aber die bilden nicht die größte Gruppe“, umreißt Stefan die Klientel, für die er arbeitet. Zunehmend wichtiger für die Berufswelt werden außerdem soziale Medien. „Das ist längst keine Nische mehr. Man muss seinen Xing- oder Linked-In-Auftritt bewusst gestalten, wenn man wahrgenommen werden will“, schildert Stefan die Herausforderungen in diesem neuen Bereich. Deswegen bietet er seit einiger Zeit auch Unterstützung beim Erstellen und bei der Pflege solcher Profile auf Internetplattformen an.

Enge Bindungen an die Ruhr-Universität

Die BewerbungsschreiberInnen sind mittlerweile zu einem soliden Start-up geworden. Einige festangestellte MitarbeiterInnen werden durch ein Team von Studierenden und FreelancerInnen verstärkt, die dabei helfen, die vielen Bewerbungsanfragen der Kunden zu bewältigen. Die 2000-KundInnen-Marke ist mittlerweile erreicht und das Angebot erfreut sich weiter steigender Beliebtheit. Die Studierenden, die als freie MitarbeiterInnen und auch als PraktikantInnen bei den BewerbungsschreiberInnen anheuern, scheinen sich dort sehr wohl zu fühlen, wie die Bewertungen beispielweise auf meinpraktikum.de zeigen. „Wir brauchen immer gute Leute, die schreiben können“, sagt Stefan und fügt hinzu, dass sein Umzug mit der Firma von Herne nach Bochum gerade in Planung sei – „auch damit wir näher an der Ruhr-Universität sind.“

Erfahrungen weitergeben

Als wäre Stefan mit seiner jungen Firma nicht schon völlig ausgelastet, engagiert er sich auch privat und ist einer der Initiatoren des Bochumer Gründerstammtisches. Dieser hilft GründerInnen mit Tipps bei der Verwirklichung ihrer eigenen Firmenidee. „Die Erfahrungen, die man selbst gemacht hat, kann man weitergeben. Es gibt viele Anlaufstellen für Firmengründer in Bochum und einige Anfängerfehler, die nicht jeder Gründer selbst machen muss. Der Stammtisch ist ganz zwanglos, weil es hauptsächlich um Erfahrungsaustausch geht“, erklärt Stefan die Idee. „Wir haben tolle Mitarbeiter und die Kunden schätzen unser Angebot.“ In einer Stadt wie Bochum, die in den letzten Jahren unter anderem durch die Schließungen von Nokia und demnächst Opel arg gebeutelt wird, ist es schön, auch mal eine Erfolgsgeschichte zu hören, die dem Trend zum Arbeitsplatzabbau entgegenläuft. Glück auf!
 

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