Bild: Geballte Frauenpower für das Westendfest. Bina Noss, (Mitte links) leitet das Projekt „Erzähl doch mal“ und stellt zusammen mit den sechs anderen Frauen ihr Projekt auf dem Springerplatz vor. , 8. Westendfest: Am 5. September auf dem Springerplatz Foto: tims

Bochums Stadtbild verändert sich und mit ihm auch dessen  Sozialstruktur. Was vor ein paar Jahren noch als raues und dreckiges Vorstadtpflaster galt, entwickelt sich zum kulturellen und gastronomischen Geheimtipp der Ruhrgebietsmetropole – das Westend. Am Wochenende findet das Westendfest auf dem Springerplatz bereits zum achten Mal statt. Fünf Bewohnerinnen des Stadtteils organisieren das Fest mit –  und laden zum Spazierengehen ein.

2007 hat das Städtebaumanagement der Stadt Bochum seine Arbeit aufgenommen, um das Stadtbaugebiet mit den Quartieren Griesenbruch, Stahlhausen und Goldhamme aufzuwerten. Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Stadtumbau West“ fand das erste Städteerneuerungsprojekt der Stadt Bochum statt – bis 2013 sollte Geld fließen, damit Optimierungen sowohl im baulichen als auch sozio-kulturellen Bereich möglich gemacht werden können. Um den jährlichen Status Quo festzuhalten, wurde gleichzeitig das Westendfest ins Leben gerufen. Der Springerplatz, auf dem auch jeden Freitag der beliebte „Moltkemarkt“ direkt vor dem Café Treibsand stattfindet, ist am kommenden Wochenende wieder Ort des Geschehens. 

Eine Alternative zum gentrifizierten Ehrenfeld

Das Viertel schöner und lebenswerter machen – und das sollte wenn möglich nicht nach dem vermeintlichen Vorbild  „Bochum Ehrenfeld“ passieren. Sojabohnen, Veggieburger und Jutebeutel? Nein, Danke. Im Westend soll es rauer und multikultureller zugehen – beeinflusst und getragen durch die AnwohnerInnen aus Studierenden, Senioren und Berufstätigen, viele auch mit Migrationshintergrund. Und das zu bezahlbaren Preisen. Auch wenn der neue Stadtteil „Westend“ förmlich nach „Gentrifizierung“ ruft, sollen die Mieten stabil bleiben. Die kulturellen und gastronomischen Angebote (Rottstr5, Neuland, Absinth, Moltkemarkt, Cafè Treibsand, Thealozzi Theater)  sollen eine Alternative zum Bermuda-Dreieck bieten.

„Erzähl doch mal!“

Mit etwas Abstand zu Bochum hat auch Bina Noss die Vorzüge des Viertels erkannt. Die Kunstlehrerin, die auch als Regieassistentin für unterschiedliche lokale Theaterproduktionen verantwortlich war und  die Sommercamps des „Kulturhaus Thealozzi“ mitbetreut, ist vom Westend begeistert und überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass Bochum so grün ist“, stellt die Wahl-Hamburgerin fest und hat diesen Umstand zu einem Projekt umgesetzt. Gemeinsam mit vier BewohnerInnen des Viertels lädt sie zum Spazierengehen ein und möchte dabei auf Erfahrungen und Insidertipps von Jung und Alt zurückgreifen – „Erzähl doch mal!“ heißt das Projekt, um Geschichten aus der Nachbarschaft zu sammeln und zu teilen. Auf dem Westendfest präsentieren die fünf Frauen ihre Geschichten aus Gesprächen mit KleingärtnerInnen, Obdachlosen und NachbarInnen und verteilen zugleich Blumensamen „um das Westend noch grüner zu machen“, wie Sabine betont. Ein mobiler Garten wird dann auf dem Springerplatz stehen. JedeR kann dahin dann „Promenadologie“ betreiben und dem Fest einen Besuch abstatten. 

:Tim Schwermer

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