Bild: Die Gesichter der kafkaesken Bürokratie: Die vier Darstellenden Constantin Hochkeppel, Jan Möller, Sindy Tscherrig und Amelie Barth (v.l.n.r.). , Bochumer Künstlerinnenkollektiv Killer&Killer erfindet Kafka neu Foto: Killer&Killer

Kunst. Tanztheater ist nach Pina Bausch nicht mehr cool? Keineswegs. Die :bsz hat sich die Proben der unkonventionellen Adaption von Kafkas „Der Prozess“  von Killer&Killer angesehen.

„Wo ist der Ausgang?“, schreit der junge Mann. Die Menschen, die um ihn herumtänzeln, beachten ihn kaum. Sie tippen hastig auf Schreibmaschinen, sind eingehüllt in bürokratischen Papierrollen – und lachen irre. Die immer größer werdenden Bewegungen des Mannes – Josef K. – unterstreichen seine Verzweiflung. Der Mann wurde an seinem 30. Geburtstag festgenommen, weiß aber nicht wieso. Verzweifelt sucht er nach den Gründen und sinkt immer tiefer in den Sumpf von Bürokratie und Schuld: Die Kafka-Geschichte „Der Prozess“ ist bekannt. 

Als unkonventionelle Mischung aus Tanz und Theater bringt das Künstlerinnenkollektiv Killer&Killer den Fragment-Roman am 27. und 28. Oktober auf die Bochumer Bühne. 

Potential en masse

 „Man sieht viel darin und bekommt viele Bilder“, beschreibt Sophie Killer, eine Hälfte von Killer&Killer, die Vorzüge von Kafkas Texten. Gerade die Möglichkeit, selbst eigene Geschichten hereininterpretieren und über die geschriebenen Worte hinausgehen zu können, waren Gründe dafür, dass sich Sophie und ihre Schwester Thalia für das Werk entschieden haben. Der Einbezug von tänzerischen Elementen liegt dort ebenfalls begründet: „Ich habe immer ein starkes Gefühl gehabt, dass gerade bei vielen Kafka-Sachen der Körper ein Gefühl manchmal besser ausdrücken kann als die Sprache“, erklärt Sophie. Die eigens dafür komponierte Musik steuert Vasko Damjanov bei. 

Killer hat 2015 ihren Abschluss an der Folkwang Universität der Künste gemacht – wie auch ihre Schwester und die vier Darstellenden. Schon bei ihrer Abschlussproduktion habe sie gemerkt, dass sie den Menschen den Interpretationsspielraum ihrer Performance lassen möchte: „Mein Lieblingsmoment nach dem Stück war, zu hören, was die Leute darin gesehen haben.“

Gemeinschaftsprojekt

Seit mittlerweile sechs Wochen erarbeitet die sechsköpfige Gruppe die einzelnen Szenen. JedeR bringe eigene Erfahrungen und Assoziationen in den Prozess mit ein, choreographische Elemente entstehen viel in Improvisationen, so Sophie. Für Thalia sei das das Schöne an einer Inszenierung: „Man kann die Diskussion eröffnen mit den Leuten, die das Stück mitentwickeln, mit eigenen Assoziationen.“ Wichtig hierfür sei aber auch, Themen zu nehmen, „die einem nahe gehen und einen betreffen“, so Thalia. Dies sei die Philosophie von Killer&Killer: „Erzähl eine Geschichte, die dich berührt hat und dir nahe geht.“

Finanziert wird das Stück einerseits von der Stadt Bochum und andererseits durch eine Crowdfunding-Kampagne. Langfristig wollen sich beide in Köln etablieren. Genauso wären aber Kooperationen mit Bochumer Theaterinstitutionen wünschenswert. 

Die multivisionäre Inszenierung findet am 27. und 28. Oktober jeweils um 20 Uhr in der Zeche 1 – Zentrum für urbane Kunst in Bochum statt. Der Eintritt liegt bei 12 Euro, ermäßigt bei 8 Euro. Tickets können telefonisch 0234-3333 5555 oder per Mail killerundkiller.tickets@gmail.de bestellt werden.            

:Andrea Lorenz

Ihr wollt einen Einblick? Seht Euch den Trailer hier an: https://vimeo.com/238643978

 

Gewinn:Spiel

Ihr wollt Euch diese Adaption nicht entgehen lassen? Ihr könnt 1 x 2 Karten gewinnen! Schreibt uns bis zum 25. Oktober eine Mail an 

redaktion@bszonline.de mit dem Betreff „Der tanzende Prokurist“. Viel Glück!
 

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